Samstag, 21. Juli 2007

Etwas ausfuehrlicher

Hallo!
Nach laengerem Versuchen, hier unser zweiter Bericht, diesmal hoffentlich ein wenig ausfuehrlicher, und wenn ich Glueck habe, kann ich auch ein paar Fotos hochladen!Also, versuchen wir ein bisschen Ordnung in die Erzaehlung zu bringen. Es geht uns nach wie vor hervorragend, was man vom Land selbst leider nicht behaupten kann. Momentan ist Strom und Leitungswasser sehr unzuverlaessig, es gibt kaum Tage an denen man beides hat (obwohl gerade jetzt wir 2 oder 3 Tage lang beides hatten - welch Luxus!). So muss man halt mit Kerzen und Taschenlampen, und mit Kuebeln und ueberm Feuer gekochtem Wasser auskommen. Auch irgendwie romantisch, vor allem die Candlelight dinners.



Mother of Peace, wie sich unser AIDS Waisendorf nennt, ist eine sehr katholische, aber sehr nuetzliche Einrichtung hier, es sind an die 130 Kinder die hier untergebracht sind, und etwa nochmal soviele Leute, die hier arbeiten. So macht das in Mutoko eigentlich schon einen nicht unwesentlichen Wirtschaftsfaktor aus. Und fuer uns gibts auch immer einiges zu tun!Brigitte verbringt den Tag bei den kleineren Kindern, zwischen 2 Haeusern, eines mit Kleinstkindern, das andere mit Kleinkindern (bis etwa 4 Jahre). Ich selbst bin in der Klinik taetig, das kann man sich in etwa so vorstellen, wie einen praktischen Arzt, zu dem die Leute von ueberall her kommen, da es hier recht guenstig ist. Die Ordination fuehrt eine Krankenschwester mit 2 Helfern, und ich sitz halt da so daneben. Das lustige ist halt nur, dass ich praktisch zu jedem Patienten nach der Behandlung gefragt wird, also de facto die Rolle des Arztes ueber habe. Zuerst scheint das nach einer enormen Verantwortung, aber man muss bedenken, dass die hier sowieso nur so wie bei uns vor 40 Jahren zu allem Antibiotika verschreiben und dazu Mexalen, also sehe ich meine Aufgabe vor allem darin, den Gebrauch von Antibiotika in den unnoetigen Faellen (Verkuehlung, leichter Durchfall) zu vermindern, und ansonsten die ernsteren Faelle weiterzuschicken. Aber eines Tages, als ich frueh morgens noch ganz allein in der Klinik war, ist ein 9 jaehriger Junge gekommen, mit einer Verletzung am groszen Zeh, und bevor ich mich versah, hatte ich schon ganz auf mich allein gestellt meinen ersten Patienten zu naehen. Naja, jeder muss mal anfangen oder?

Abends nach dem Abendessen gehen wir dann beide in die Bibliothek, wo wir Nachhilfe geben, und das ist, was den Leuten wirklich etwas bringt: Ich gebe Mathematik auf O-Level Stufe, was eine Art Vor-Matura ist, die fuer die Leute hier natuerlich sehr wichtig ist, die Chance auf ein besseres Leben sozusagen. Und so sind meine Schueler auch recht motiviert, und der Mathematikunterricht macht mir eigentlich am meisten Spass. Zwar sieht man in der Klinik auch schon mal verrueckte Sachen (ich denke an den Mann, der mit ziemlich arger Osteomyelitis am Ochsenkarren angekarrt - im wahrsten Wortsinne - wurde), aber die Nachhilfe bringt den Leuten glaube ich echt was.

Am Wochenende, so wie jetzt, gehen wir ein wenig durch die Gegend, heute waren wir auf einem Berg der eine Art Heiligtum darstellt, weil dort ein Christ, der im Lepradorf hier in der Naehe gewirkt hat, jeden Tag beten ging, jetzt tuns ihm alle nach und erwarten sich Heilung von allen moeglichen Krankheiten. Gelegentlich kommen wir nach Mutoko fuer Shopping, aber die Auswahl haelt sich in Grenzen, die Regale sind zunehmends leer, weil die Shopkeepers nicht willens sind, sie aufzufuellen, da die Regierung gerade im Kampf gegen die Inflation die Preise kuenstlich runtergesetzt hat, und die Produkte jetzt nicht mit Gewinn verkauft werden kann. Was passieren wird, wenn alles verkauft ist, weiss niemand so genau, die Geschaefte koennen so auf jeden Fall nicht ueberleben. 4500% Inflation sind natuerlich auch keine Loesung - es bleibt problematisch.

Na gut, soviel also mal zur Lage, es macht uns auf jeden Fall grossen Spass hier, und die Kinder sind ur lieb - wenn ich frei habe, geh ich oft zu ihnen spielen, was hier natuerlich auch kaum wer tut, mangels Zeit, und das ist eine Riesenhetz. Das Essen ist uebrigens auch ziemlich OK, also fehlts uns eigentlich an nichts.

Mal sehen wann wir das naechste Mal ins Netz kommen. Derweilen liebe Gruesse aus Zimbabwe,

Kay

P.S: Bilder hochladen geht leider nicht wegen mangelnder Speed! Sorry - vielleicht ein ander Mal!

P.P.S: Ich freue mich auch ganz besonders, verlautbaren zu duerfen, dass ich die SIP3 mit einer Eins bestanden habe. Das sind mal Nachrichten, die das Leben im Busch versuessen!