Mittwoch, 10. Oktober 2007

What happens after Mugabe

Wie angekündigt, möchte ich diese Plattform nützen, um ein paar unerfreuliche Tatsachen aus Zimbabwe zu berichten, denn die Situation in diesem Land darf nicht ungehört bleiben. Es ist schrecklich, frustrierend und unverständlich zugleich. Auch wenn es scheint, dass jedem Einzelnen von uns die Hände gebunden sind etwas an der Lage zu ändern, so möchen wir doch zumindest Bewusstsein schaffen.

Die Fakten stammen aus dem Buch "What happens after Mugabe? Can Zimbabwe rise from the Ashes?" von Geoff Hill, der auch "The battle for Zimbabwe" geschrieben hat. Jeder Interessierte kann ersteres Buch, bei vorsichtiger Behandlung :-), gerne von uns leihen. [ich erwähne nur die schlimmen, nicht aber die schlimmsten Berichte daraus...]

Keine Bücher, keine Kreide, keine Einrichtung.... in den Schulen. Der Kaugummi der Kinder wird verwendet um Bilder an der Wand anzubringen. Damit ist Zimbabwe weltweit sicherlich kein Einzelfall. Dass der Präsident Mugabe sich selbst aber gleichzeitig eine 2.500%ige Gehaltserhöhung zuspricht, anstatt notwendige Mittel ins Bildungswesen zu stecken, vielleicht aber schon.

Noch im Jahr 2000 waren 93% der schulpflichtigen Kinder in Zimbabwe in der Schule - höchster Prozentsatz in Afrika! In nur 3 Jahren sank das Niveau auf 65%... Dafür gibt es viele Gründe, neben den ständig ansteigenden Schulkosten hat die verorderte Landumverteilung einigen Menschen ihr Einkommen genommen.

Laut Schätzungen sind 25% der Bevölkerung mit dem HIV Virus infiziert. Nicht nur, dass deshalb die Bevölkerung Zimbabwes statistisch mit 33 Jahren die niedrigste Lebenserwartung weltweit hat (1975 waren es noch 65 Jahre im Durchschnitt), es wird auch angenommen, dass in ca. 2 Jahren ein Drittel des landesweiten Lehrkörpers tot bzw. nicht mehr arbeitsfähig sein wird.

Vor 3 Jahren hat die Regierung Militärfahrzeuge und Kampfflugzeuge um USD 200 Millionen aus China gekauft. In einigen Spitälern am Land hatten Krankenschwestern nicht einmal mehr Seife, um sich die Hände zu waschen.

Täglich fliehen Tausende über die Grenzen Zimbabwes, die meisten nach Südafrika. Kaum über die Grenze gekommen, kaufen sich die Flüchtlinge "birth certificates" oder "identity cards". Shona Leute (wir waren auch in einer Region, wo Shona gesprochen wird) sind eng mit dem Stamm der Venda verwandt und deren "Zentrum" ist Thohoyandou im Norden SA. Leute die Shona sprechen, können einfach mit Venda Sprechenden verwechselt werden und so "übersteht" man auch leicht eine Polizeikontrolle. Übrigens, ich glaube mich zu erinnern, dass Botswana die am einfachsten zu fälschenden Pässe weltweit hat - auch ein leichtes Spiel für Flüchtlinge aus Zimbabwe. Ca. 1 Million Zimbabwer lebt in SA, 1 Million in GB und dann sind noch 1-2 Millionen auf andere Länder verteilt, Tendenz drastisch steigend.

Doch werden all diese - meist sehr gut (aus)gebildeten Menschen (vor einigen Jahren war der Bildungsstandard ja noch top) wieder in die Heimat zurückkehren, sobald die politische Lage stabil ist? Wer soll das Land wieder aufbauen? Die meisten im Exil Lebenden verneinen diese (erste) Frage, allein schon wegen "Kleinigkeiten" wie
funktionierende Telefonleitungen, exisiterender öffentlicher Verkehr, einkaufen können ohne dafür Stunden anstehen zu müssen oder sich zuerst das Geld am Schwarzmarkt besorgen zu müssen...

Außerdem hegen viele Flüchtlinge Rachegefühle. Auch wenn sich nur ein Prozent der Zehntausenden Opfer und ihrer Familien rächen würden... "the return of exiles could be a bloody affair, not on a scale that would destroy the country, bus serious enough to derail the programmes needed to attract investment and rebuild society" [p. 126]

Ich möchte hier diesen Kurzbericht beenden, nicht das damit alles über die Lage in Zimbabwe oder anderswo gesagt wäre, ich denke, wir müssen uns nur immer wieder ins Bewußtsein rufen, wie menschenunwürdig politische und wirtschaftliche Lagen in vielen Ländern weltweit das Leben von Menschen gestaltet. Auch wenn dieser Ansatz philosophisch ist, aber im Endeffekt liegt es an jedem einzelnen aufmerksam zu sein, immer kritisch zu hinterfragen, nichts - und dies oft aus Bequemlichkeit (v.a. ein Phänomen unserer westlichen Welt) - als gegeben anzusehen und einen aktiven Beitrag zu leisten - so klein er auch sein mag!

Jedenfalls hat es uns wenig verwundert, dass die Leute, die wir getroffen haben nie offenherzig über Politik gesprochen haben. Ein falsches Wort, ein falscher Zuhörer und man wandert ab ins Gefängnis, wo einen Foltern erwarten und man wahrscheinlich mit dem Leben bezahlt.

Für alle immer noch Interessierten ;-): BBC http://news.bbc.co.uk/ bietet ein bisschen Reportage übers Land. Aktuell wird über die 7.000%ige Inflation geschrieben. Interessanterweise sind sogar auf derstandard.at und diepresse.at relativ rezente Berichte zu finden, hat mich positiv überrascht (hängt vermutlich mit den Wahlen im März 2008 und der mittlerweile "erstattungswerten" horrenden Lage zusammen).

Well that's it for Zimbabwe so far... to be continued

Brigitte