Sonntag, 9. September 2007

Ereignisreiche Tage...

Ja, liebe Leser, wie Ihr der Verlautbarung entnehmen koennt, ist einiges passiert - selten habe ich bis jetzt so frohe Nachrichten verkuenden duerfen. Natuerlich ist mir die Idee, Brigitte am Gipfel des Mt Meru einen Heiratsantrag zu machen, nicht erst am Weg gekommen, das war schon von laenger geplant, aber es war eine spannende Geschichte, und ein wunderbarer Augenblick, das duerft Ihr mir glauben!

Also wie war das genau. Die Entscheidung, dass ich den Rest meines Lebens mit Brigitte verbringen moechte, ist natuerlich schon lange gefallen, aber man kann natuerlich einen Heiratsantrag auch nicht einfach irgendwo machen, sondern es soll was Besonderes sein, und der Gipfel des Mt Meru, 4562,13 Meter ueber dem Meeresspiegel, der hoechste Punkt den wir wohl erreichen werden, erschien mir passend, ein einzigartiger Platz fuer eine einzigartige Frau. Roman wird jetzt sagen, der Kilimanjaro waere noch besser gewesen, aber das waere schon fast kitschig. Ausserdem zu kalt, wir haben am Meru schon ordentlich gefroren. Naja, und dann mussten wir eigentlich nur mehr rauf, und ich musste den Mut finden, den Plan auch in die Tat umzusetzen. Natuerlich wusste ausser mir niemand davon (bis auf den Ranger, der mit uns ging, den ich einweihen musste), und so denke ich dass die Ueberraschung gelungen ist.

Der erste Tag den Meru hinauf war eine eher einfache Wanderung durch Gegend, die an das Voralpenland in Salzburg oder so erinnert, bis auf die grasenden Bueffel und Giraffen. Die Huetten waren ueberraschend komfortabel, vor allem die sanitaeren Einrichtungen haben uns begeistert. Am zweiten Tag gings weiter zur Saddle Hut, immerhin schon 3500m, und einen kleinen Abstecher zum Little Meru, 3800m. Der dritte Tag begann um ein Uhr nachts, und in der Finsternis mit sternenklarem Himmel, wie man ihn wohl selten zu sehen bekommt, Stirnlampe mit dabei, gings um 2 Uhr los Richtung Gipfel. Die ersten 4 Stunden waren eigentlich recht nett, es war nicht all zu kalt, der Weg nicht all zu steil, grad ein bissi felsig dass man merkt, man ist auf einem Berg. Danach wurde es aber immer anstrengender, nicht zuletzt da wir dachten, schon da zu sein, aber dann sehen mussten, dass es nur ein Zwischengipfel war, und es noch ordentlich weiter ging. Es wurde immer steiniger und steiler, kaelter und der Wind pfiff uns eisig um die Ohren. Der Weg war manchmal mit Vulkanasche (Mt Meru ist ein Vulkan) bedeckt, weswegen man wie am Strand bei jedem Schritt einsinkt. Die letzte Stunde war also eine echte Herausforderung, und um 7 Uhr, nach 5 Stunden Wanderung, erreichten wir "Socialist Peak" (Roman, da musst Du rauf!!). Jetzt war der Ball also bei mir, der Ranger, der uns begleitete (als guide) verliess uns diskret, und da wir die Ersten am Gipfel waren (darauf hatte ich schon geschaut), war die Gelegenheit ideal. Also, ein Herz gefasst, und Brigitte all die Dinge gesagt, die ich ihr sagen wollte, und schliesslich die entscheidende Frage - und ein Ja als Antwort! Freudigste Erleichterung - natuerlich hatte ich mir eine gewisse Chance ausgerechnet, diese Antwort zu bekommen, sonst haette ich mich ja nie fragen getraut, aber wenn es alles real wird, ist es doch einfach schoen. Wir haben dann zu zweit einfach den Augenblick genossen, so lange wir konnten, denn es war WIRKLICH kalt. Den extra mitgebrachten Kindersekt konnten wir genau deshalb dann auch erst wieder zurueck auf 2500 m beim Abendessen knallen lassen, aber das tat dem Moment keinen Abbruch. Kurzum, einer der schoensten Momente meines Lebens.


Ein kurzer Einschub zum Thema Mt Meru vs Mt Kilimanjaro: Wir haben uns sehr bewusst fuer den Mt Meru entschieden, der zwar weniger hoch ist, aber seine Vorteile hat. Er ist natuerlich schneller zu erreichen und um einiges billiger, als der voellig ueberteuerte Kilimanjaro. Nach allem was man hoert, ist er viel schoener zu gehen, denn erstens ist er nicht so ueberlaufen (am Kili sind hundert oder mehr Leute gleichzeitig am Gipfel! Mt Meru maximal 20, wir waren sogar allein, weil erste), die Gegend ist extrem schoen (viel Wald, wenn man in den Wolken ist, richtig traumhaft nebliger Maerchenwald, dann auch Tiere, am Runterweg sahen wir sogar Giraffen! und die Gesteinsformationen sind phaenomenal!), es ist bergwanderisch anspruchsvoller (doch einige Felsen zum Kraxeln, Kili hat anscheinend nur einen normalen Weg/Pfad hinauf) - und er ist nicht so saukalt, weil niedriger. Wir koennen also nicht behaupten, das Dach von Afrika mit 5885 m erklommen zu haben, wenn ich aber schaue, wie sehr wir schon auf 4562m gefroren haben, ist das vielleicht sogar besser so!
Noch ein Wort zu unserem Trek hinauf: Das war vielleicht ein Erlebnis. Wir waren die kleinste Gruppe, weil sie nur aus Brigitte und mir bestand. Dafuer hatten wir 1 Ranger, einen Assistant Guide, einen Koch (der auch meinen grossen Rucksack schleppte) und anscheinend noch 6 Traeger. Man kommt sich vor wie einer von den alten Erforschern, mit so vielen Begleitern - selber schwitzt man und rackert man sich ab, und alle anderen tragen noch viel schwerer aber lachen und scherzen und plaudern noch daneben, als ob es ein Kinderspiel waere. Witzige Situation irgendwie. Und dann wird man noch umsorgt, kriegt Tee, Fruehstueck mit Eiern und Wuersten, warmes Abendessen vom Feinsten, Warmwasser zum Waschen extra gekocht, Lunchboxes, etc. etc. - es ist wirklich eine einmalige Erfahrung.

Wir sind also am selben Tag wieder abgestiegen bis 2500m, und am 4ten Tag ganz hinunter. Der trip war also unvergesslich, und vom Hotel aus blickten wir mit Wonne zurueck auf den Berg, der wachend ueber der Stadt Arusha steht. Heute haben wir einen Tag zum Ausspannen, und morgen gehts mit dem Bus nach Nairobi, und von dort aus nach Addis Ababa. Noch ist unklar, ob wir dieses Rundflugticket wirklich bekommen, da muss man noch schauen wie wir das genau machen. Am Plan steht auf jeden Fall Bahar Dar (Blauer Nil Faelle, Tanasee mit seinen Kloestern), Gondar (mittelalterliche Stadt), Aksum (Koenigin Sheba etc) und Lalibela (11 Steinkirchen) - ein eher kulturelles Programm also, auch mal was Neues. Wir koennens kaum erwarten, und hoffen, dass das Internet in Aethiopien so ist, dass wir Euch ein wenig teilhaben lassen koennen.

Bis bald also,

LG

Kay